Nach dem MRT ist alles anders… ist vor dem MRT

Am Donnerstag morgen hab ich mich, aus einem Bauchgefühl heraus gegen die Methadoneinnahme entschieden. Schon seit längerem bin ich immer wieder hin und her gerissen, ob ich es ohne probieren soll… Ob es daran liegt, das Herr B. so still und anteilnahmslos ist… ? Leider weiß ich die Antwort nicht… Er kann sie mir nicht geben. Die letzten Wochen waren schwer, wenn der eigene Vater nur noch ein Häufchen Elend ist,  gehen, aufstehen und gar sitzen fast unmöglich ist, nur noch ein leerer Blick vorhanden ist und man gar nicht weiß was noch richtig ist und wie es weiter gehen soll. .. dann kommt man ins grübeln, ob Entscheidungen richtig sind,  was eigentlich im Vordergrund steht, wo die Lösung ist?  Die letzten Wochen waren kein Leben, keins was man einem geliebten Menschen wünscht…

Nun Donnerstag aus dem Bauch heraus und eigentlich irgendwie schon auf worst case eingestellt, tat mir das „nicht-geben des Methadons“ nicht weh… 

Ob es daran lag, oder daran dass wir am Donnerstag in dem Gebäude zum MRT geladen waren , in dem wir Papa am 14.1. diesem Jahr nachts in eisiger Kälte mit Polizeieinsatz gefunden hatten, wie er dort seinen Gewinn abholen wollte  (vielleicht erinnert ihr euch an den Eintrag 1,2, Polizei) oder an der Tatsache, dass der Tumor nicht wirklich auffällig gewachsen ist… ich weiß es nicht.  

Es ist mir auch egal: mein Vater ist ins Leben zurück gekehrt… Er spricht  (nicht 1.000 Sätze, aber viel mehr als vor wenigen Wochen) , er sitzt wieder gerade, er kann wieder kurze Wege gehen,  er agiert, er reagiert… 

So: Methadon gibt’s nur noch abends, und langsam lassen wir es ausschleichen… Ohne Chemo, kein nutzen… und selbst wenn…

Was nützt ein langes Leben ohne Anteilnahme? Wichtig ist,  dem Menschen ein Leben zu ermöglichen, das irgendwie noch lebenswert ist.  

Ich bereue die Methadonentscheidung nicht, wer weiß was sie uns gebracht hat, aber gerade geht es ohne Methadon und den Gedanken keine Chemotherapie mehr zu machen, besser.

Ich weiß nicht was die Tumorkonferenz am Mittwoch bringt, was das neue MRT bringt aber bis dahin: freue ich mich über jedes Wort aus dem Mund meines Vaters, über jeden winzig kleinen Schritt,  über jedes gerade sitzen,  übers teilhaben am Leben. Ich freue mich,  dass ich wieder weinen kann vor Glück, weil mein Papa wieder ein kleines bisschen zurück gekehrt ist und ich mir gerade wieder vorstellen kann, dass er das Opa werden noch bewusst erleben könnte… wenn wir Glück haben… ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich ihn auf Biegen und Brechen im Leben halte. Er ist einfach wieder da, zumindest das,  was da sein kann, nach der Op vor einem Jahr…

Es gibt viele Wege, es gibt keine Therapie, die für alle gleich wirkt, wichtig ist,  dass das Herz auch nachdem alles vorbei ist, noch damit leben kann… und in diesem Fall ist das dann mein Herz, was dann, wenn der Kampf irgendwann vorbei ist,  damit leben muss. 

Und gerade fühlt es sich wieder richtig an, nicht mehr nach 1.000.000 Steinen. 

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